kaigrass
Verfasst am: 07 Feb 2006 09:43
| Moatus holt die Lupe hervor und blickt damit auf den Stein, der im Kerzenschein wieder ein rötliches Licht reflektiert.
"Ein prächtiger und geheimnisvoller Stein. Im Ashen Tower habt ihr ihn gefunden? Dann sind eure Befürchtungen nicht ganz unbegründet. Aber lasst mich warten, bis eure Gefährten versammelt sind, um die ganze Geschichte zu erzählen."
Während die anderen den Raum betreten und sich dem alten Halbling vorstellen, schickt dieser Kognoskula in die Bibliothek: "Hol mir bitte 'Die auführliche Geschichte der Good Hills' am besten Band 5 und 7.'
Mit den zwei schweren in Leder gebundenen Büchern vor sich liegend beginnt Moatus zu erzählen.
"Lord Neperchill war als guter Bogenschütze und Jäger bekannt, weshalb seinen wöchentlichen Einladungen zur Jagd auf seinem extravaganten Turm in mitten der Natur viele Aristokraten aus der näheren und weiteren Umgebung folgten. Es waren, so sagt man, immer rauschende Feste. Bis zu jener Nacht, als ein Fest zur Tragödie wurde. Der Turm brannte bis auf die Grundmauern ab und nur einige Diener überlebten. Den Schock der Erlebnisse noch in den Augen tragend, erzählten sie fürcherregende Schauergeschichten, in denen Lord Neperchill seine Gäste mit vergiftetem Wein gelähmt und ihnen dann ihre Kehlen aufgeschnitten hat, um ihr Blut in einem goldenen Kelch zu sammeln und zu trinken. Ein Gast nach dem anderen hat er sich so vorgenommen, bis einer der Adligen frühzeitig von den Drogen aufwachte. Ein Kampf entbrannte, in dem ein ausladender Kerzenleuchter umfiel und einen der größten und feinsten je hergestellten Elfenteppiche entfachte. Da das Innere des Turms aus edlen Hölzern gefertigt war, breitete sich das Feuer mit unglaublicher Geschwindigkeit aus und legte in kurzer Zeit, den ganzen Turm in Schutt und Asche.
Obwohl man den Dienern von offizieller Seite nicht glaubte und ihre Geschichten auf den Schock des Feuers und der qualvoll verbrennenden Adligen zu schrieb, hielten sich seit dieser schicksalhaften Nacht die Gerüchte, dass Lord Neperchil zu einem Vampir geworden ist. Diese Gerüchte breiteten sich fast ebenso schnell in der Gegend aus, wie das Feuer sich des Turmes angenommen hatte. Viele Jahre lang haben Reisende die Region um die jetzt Ashen Tower genannte Ruine gemacht. In dieser Zeit wurde auch wieder die Erzählung vom Verfluchten Wald, der Heimat eines bösen Orkshamanen, der die ganzen Pflanzen des Waldes zu lebensfeindlichen Kreaturen erzogen hat, verbreitet.
Und hier ist, wo euer Kenewor ins Spiel kommt. Kenewor war ein elfischer Ritter, der sein Leben der Jagd und der Vernichtung von Vampiren gewidmet hat. Er wagt es, alleine die Ruinen von Neperchills Turm zu untersuchen. Und so gelangt es ihm schnelle, die Wahrheit zu ergründen: Neperchill war in der Tat zu einem Vampir geworden. Ein heftiger Kampf entbrannte, den Kenewor nicht zu letzt wegen eines in vielen elfischen Geschichten erwähnten Schwertes names Anathalas für sich entscheiden konnte. Er barg alle noch intakten Wertgegenstände und brachte sie in die Zivilisation zurück, wo er sie unter den noch Lebenden Verwandten Lord Neperchills verteilte.
Hier hätte die Geschichte vermutlich aufgehört, denn Kenewor verließ die Good Hills. Doch einige Jahre später kehrte er wieder zurück. Was in der Zwischenzeit geschehen ist berichten andere Bücher und wir können es nur raten, aber sein Zustand war nicht mehr der selbe. Aus dem edelgekleideten, wachen Ritter war ein gebrochener Mann geworden, dessen Haut bleich und pergamentartig geworden war und dessen Augen Blut unterlaufen waren. Sein Verstand schien den Elfen verlassen zu haben, so dass er nur ein Schatten seiner selbst war. Er mußte sich von Führern zum Ashen Tower führen lassen, dem Ort seines größten Erfolges hier in der Gegend. Dort lebte er über ein Jahr. Nur selten verließ er die noch intakten Kellergewölbe. Seine Diener hatten Order ihm jede Woche neue Nahrung - vorallem Wein - zu bringen. Er ließ sich sogar Amboss und Schmiedeisen bringen.
Nach einem Jahr verschwand er, so plötzlich wie er gekommen war. Ein neugieriger Diene berichtet, dass von den Kellergewölben nur zwei zugänglich waren, der Rest wäre mit einer dicken Mauer versiegelt. Aus Unsicherheit über das Treiben des verwirrten Kriegers dort unten, stellte man keine weiteren Nachforschungen an, sondern begann die Ruine zu vergessen. Aber auch hier waren die Boten für Gerüchte schneller. Man berichtete von großen Schätzen, die Kenewor dort unten angehäuft hatte, vermutlich Überreste von Lord Neperchills Vermögen, die er nicht an die Verwandten zurück gegeben hatte. Die wertvollsten Dinge natürlich. Aber die Angst vor dem Wald und vor Vampiren schien stärker als die Gier der Schatzjäger zu sein. Auf jeden Fall gibt es keine weiteren Berichte mehr über die Ruinen des Ashen Towers."
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